Der Speicher am Mittellandkanal in Bad Essen wurde im Jahr 1938 erbaut. Entsprechend steht er dort seit 80 Jahren und bildet eine weithin sichtbare Landmarke im Wittlager Land und besonders in der heutigen Gemeinde Bad Essen. Er lag schon vor 80 Jahren verkehrsgünstig am Mittellandkanal, an der Bahnstrecke zwischen Preußisch Oldendorf und Bohmte sowie an der „Fernstraße“ zwischen Osnabrück und Minden, die bis heute Bestand und Bedeutung haben.

Das Jahr 1938 ist nicht zufällig das Baujahr des Speichers, bereitete das Nazi-Regime schon seit Jahren eine von ihm gewollte Neuordnung Europas im Zuge eines Europa-weiten Krieges vor, der im Zweiten Weltkrieg mündete und unsere Geschichte maßgeblich beeinflusst hat – bis heute. Dabei galt es, die Versorgung der Bevölkerung mit Grundnahrungsmitteln „bombensicher“ sicher zu stellen.

Leider liegen uns (bisher) keine Bilder vom Bau und von der Inbetriebnahme des Speichers vor, aber immerhin gibt es Fotos und Zeichnungen ab den 50er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, die wir hier wiedergeben. Fotos von den 1970er Jahren bis zur Jahrtausendwende sind noch „Mangelware“. Wir danken allen, die uns Fotos und Zeichnungen zur Verfügung gestellt haben oder die mit der Verwendung in Büchern zum Erhalt der Geschichte beigetragen haben.

Sollten Sie noch im Besitz von Bildern aus der langen Geschichte des Speichers sein, bitten wir Sie, uns diese zu Dokumentationszwecken und zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen. Natürlich geben wir auch gerne Ihre persönlichen Geschichte(n) mit dem Speicher wieder.

Nehmen Sie bitte Kontakt auf mit Eckhard Eilers, Tel.: 05472 949320.

 

In den 1920er Jahren
(vor dem Bau des Speicher)

„Der 10 Stockwerke hohe Speicher wurde 1938 von Ludwig Hardach gebaut. Wieviel Staatlicher Rückhalt dahinter steckte, kann ich nicht sagen.“
(Zitat aus „Lebenswege durch die Heimat und 100 Jahre Geschichte“  von Elly Wübbeler)

Bald wieder so? Nein! Wo heute das Sanierungsgebiet „Marina“ angesiedelt ist, lagen um 1920 mit Kohle beladenen Schuten und ein dazugehöriger Dampfschlepper am Südufer des Mittellandkanals. Die Häuser in der linken Bildhälfte stehen heute teilweise noch in der Franz-Martin-Straße. Rechts neben dem Schornstein des Schleppers ist ein Gebäude mit kleinem Eckturm zu sehen: Die alte Poststation an der heutigen Ecke Gartenstraße- Nikolaistraße, daran anschließend nach rechts die heute zum Teil noch stehenden Linden an der Westseite des Friedhof – damals die Bahnhofstraße, heute der Harpenfelder Weg.
Bald wieder so? Nein! Wo heute das Sanierungsgebiet „Marina“ angesiedelt ist, lagen um 1920 mit Kohle beladenen Schuten und ein dazugehöriger Dampfschlepper am Südufer des Mittellandkanals. Die Häuser in der linken Bildhälfte stehen heute teilweise noch in der Franz-Martin-Straße. Rechts neben dem Schornstein des Schleppers ist ein Gebäude mit kleinem Eckturm zu sehen: Die alte Poststation an der heutigen Ecke Gartenstraße-Nikolaistraße, daran anschließend nach rechts die heute zum Teil noch stehenden Linden an der Westseite des Friedhof – damals die Bahnhofstraße, heute der Harpenfelder Weg.

 

 

 

 

 

 

Die 1930/1940er Jahre

In den 1930er oder 1940er Jahren zeichnete der Lehrer der Bad Essener Volksschule mit den Klassen 1 bis 8, Wilhelm Jäger, dieses Bild des Speichers mit Blickrichtung vom Nordufer des Mittellandkanals Richtung Süd-Westen in der Nähe der heutigen Lockhauser Brücke.

„Mein Mann erzählte, dass beim Umschwung 1945 die Engländer den Speicher sprengen wollen. Da habe sich der Erbauer Hardach auf die Rampe gesetzt sich strikt geweigert, den Platz u verlassen. „ Nur über meine Leiche!“, habe er kundgetan, und die Soldaten, die ihn wegtragen wollten, seinerseits bedroht. Der Erbauer hat derzeit sein Leben riskiert, um den einmaligen Bau zu erhalten.
Mein späterer Mann hat damals mit dem Fahrrad in 20 l-Kannen Reis aus dem Speicher geholt, von dem seine Mutter täglich im großen Kessel Milchreis kochte und mit gekochten Eiern an Männer verteilte, die sich im Osten von der Wehrmacht abgesetzt hatten, um zu Fuß im Schutz der Wälder nach Haus zukommen. Ihre Uniformen hatten sie ausgezogen, es gab genug private Kleidung, deren Besitzer im Krieg ihr Leben ließen, und die hiesigen Leute waren hilfsbereit. Da ist so mancher Soldat dem sinnlosen Kampf entflohen, um zu Fuß ins Ruhrgebiet zu gelangen, unter anderem mit Hilfe aus dem Speicher.“

(nach: „Lebenswege durch die Heimat und 100 Jahre Geschichte“  von Elly Wübbeler)

Die 1950er Jahre

In den 1950 Jahren war der Mittellandkanal eine viel befahrene Wasserstraße, deutlich lebhafter als heute. Transportiert wurden hauptsächlich Getreide, Brennstoffe (Kohe, Koks, Briketts und Holz), Eisenwaren und Metallschrott. An der Anlegestelle am Speicher wurde besonders die Brennstoffe ausgeladen und natürlich Getreide zur Speicherung gebracht bzw. zur Weiterverarbeitung auf die Schiffe verladen.
In den harten Wintern der 1950 Jahre waren die Binnenschiffer häufig vom zugefrorenen Mittellandkanal „gefangen“. Es schien ihnen Spaß zu machen, mitten auf der Eisfläche vor dem Speicher einen riesigen Schneemann zu bauen…
Blick aus dem Speicher nach Westen auf die Harpenfelder Brücke und (dahinter in der Ferne) Wehrendorf.

Die 1960er Jahre

Bereits Mitte der 1960 Jahre hatte sich das Dorf Bad Essen deutlich ausgeweitet. Das Luftbild zeigt direkt oberhalb des Speichers die neu erschlossene Niedersachsenstraße mit der Grundschule und ihrer Turnhalle. Mittig am Nordhang des Wiehengebirges ist das Baugebiet „Westfeld“ zu sehen.
Blick nach Westen von der Lockhauser Brücke („Landwirtschaftsbrücke“)
Auch von der Harpenfelder Brücke mit Blick nach Osten bot und bietet das Gelände mit dem Speicher ein beeindruckendes Panorama.