Zur Nutzung des Speichers stellt sich zunächst die grundsätzliche Frage, warum der Speicher nicht – genauso wie das Freibad – zur Daseinsvorsorge der Bad Essener Bürger dienen kann und – zumindest nach Willen der aktuellen Gemeinderatsmehrheit – unbedingt möglichst gewinnbringend durch einen Investor vermarktet werden muss.

Die bisherigen Versuche, mit dem Speicher möglichst viel Geld verdienen zu wollen, scheiterten bekanntlich alle an den ganz erheblichen Kosten, die aufgewendet werden müssten, um die Gebäudestruktur dafür herzurichten. Der Speicher (auch dessen Dachstuhl!) ist nun mal eine – quasi für die Ewigkeit – gebaute Betonkonstruktion aus den späten 30ern des vorigen Jahrhunderts. Die mehr als grundsolide Substanz des Baukörpers zeigt sich u.a. auch an den ganz erhebliche Kosten, die für einen Abriss aufgerufen werden (ca. 0,6 Mio. Euro).

Insofern scheinen für den Speicher vor allem solche Nutzungskonzepte erfolgsversprechend zu sein, die an der vorhandenen Gebäudestruktur nichts oder nur wenig verändern und dafür das Vorhandene aufgreifen und sinnvoll nutzen.

Der Speicher weist -bekanntlich zwei unterschiedliche Gebäudeteile auf: Ein Gebäudeteil (Osthälfte) beherbergt mehrere (nach meinem Kenntnisstand drei) große, quasi die gesamte Gebäudehöhe durchziehende, siloartige Zylinder, während der andere Gebäudeteil (Westhälfte) eine ganz Reihe von Lageretagen aufweist, die ebenfalls die gesamte Gebäudehöhe -also bis unters Dach- durchziehen.

Die zylindrischen Silos und die sehr große, nach Süden ausgerichtete Dachfläche „schreien“ geradezu nach einer Thermischen Solaranlage (Dachfläche) mit Saisonspeicher (der oder die in einem oder zwei Silo-Zylindern Platz findet bzw. finden). Zur Abdeckung von Lastspitzen und zur parallelen Erzeugung von Strom bietet sich ein Blockheizkraftwerk auf der Basis von Holz-Hackschnitzeln an. Der dritte Silo-Zylinder dient dann als Bunker für die Hackschnitzel.

Hier zwei interessante Links dazu:

http://www.jenni.ch/home.html

https://www.holz-kraft.com/de/

Als Betreiber einer solchen Anlage bietet sich eine Bürger-Energiegenossenschaft (z.B. nach Venner Vorbild) an. Es wäre in dem Zusammenhang sinnvoll, wenn die Genossenschaft den Speicher als Eigentümer übernimmt. Am besten für einen symbolischen Euro, schließlich möchte man den Speicher ja offenbar möglichst schnell irgendwie loswerden…

Für den Gebäudeteil mit den Lageretagen bietet sich eine Nutzung für den Kreativbereich an (darstellende Künste, Musik, Proberäume für Bands, Beherbergung der Kreismusikschule (Außenstelle Bad Essen), Veranstaltungsraum bis max. 200 Personen stehend, nicht mehr, wg. Veranstaltungsstättenverordnung, Etablierung einer regelmäßigen OpenStage-Veranstaltung für lokale Musiker, Ausstellungen und Vernissagen, die im Schafstall nicht so passend sind, Kino, Theater, Ansiedlung von Kunsthandwerk) sowie die Nutzung der Lageretagen als Archiv, Kleinlager und für Kleingewerbetreibende.

Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, dass sich mit einer solchen Nutzung durchaus -wenn auch im bescheidenen Maße- Geld verdienen lässt, so dass sich der Speicher damit und mit dem Verkauf der erzeugten Energie (Wärme und Strom) kostenmäßig sicherlich zumindest selbst tragen könnte und damit dem Bad Essener Steuerzahler NICHT zur Last fiele.

Eine Gastronomie mit „Skycafè“ auf einer Plattform über dem Norddach des Speichers mit Blick auf den Mittellandkanal und die Stemmer Berge als „Publikumsmagnet“ wäre eine weitere interessante und sinnvolle Nutzung.

Bei einer gastronomischen Nutzung des Speichers kommt es m.E. auf ein gutes, durchdachtes, für Bad Essen lückenfüllendes oder ergänzendes kulinarisches Konzept (z.B. türkisch oder indisch) eines motivierten gastronomischen Profis an, der sich nicht zu schade wäre, auch den Veranstaltungsraum bei Bedarf gastronomisch mit zu versorgen.

Ralf Kunze
Bad Essen