Leserbrief

Großes Verständnis für alle, die keine Lust auf Speicherdiskussion haben, und dennoch: es bleiben viele Fragen. Seit dem Ratsbeschluss am 8. März suche ich nach Antworten.

Hier noch einmal die Chronologie:

8. März 2018: Abrissbeschluss durch den Gemeinderat mit knapper Mehrheit. Ablehnung, noch weitere Ideen und Planer zuzulassen. — Schockstarre bei den Bürgern.

13. Mai 2018: SPD-Veranstaltung: „Speicher weg – was dann?“ Gut besuchte Veranstaltung: Bürger suchen nach einer Alternative. Einhellige Meinung (eine Ausnahme): Der Speicher muss nicht weg, er muss stehen bleiben! Es fällt das erste Mal der Begriff „Bürgerbegehren“. Großer Applaus! 23. Mai 2018: Sitzung des Beirats für Baukultur mit externen unabhängigen niedersächsischen Architekten zu Ideenfindung!

20. Juni 2018: CDU-Veranstaltung: „Feierabend am Speicher“ Gut besuchte Veranstaltung: 100 Minuten Vortrag am Flachbildfernseher, stehend ertragen, immerhin gab es Wein und Bier, dann reine Zahlenakrobatik über Gesamthaushalt der Gemeinde Bad Essen, Abrisskosten, Verkehrssicherungspflicht usw. Versuch einiger Bürger, Fragen zu stellen, vergeblich, keine konkreten Antworten.

30. August 2018: In rasend schneller Zeit sind 1892 Unterschriften für den Speichererhalt zusammen gekommen. 1744 Unterschriften sind gültig! Viele auswärtige Gäste auf dem schönen Wochenmarkt wollten es sich nicht nehmen lassen, wenigstens durch eine Unterschrift ihre positive Einstellung zum Speicher kundzutun. Es wird also am 11. November zu einem Bürgerentscheid kommen!

5. Oktober 2018: Veranstaltung der Initiative für den Speichererhalt. Gut besuchte Veranstaltung. Licht am Ende des Tunnels. Durch die Architektin Frau Oldenhage hören die Bürger zum ersten Mal konkrete Ideen, wie der Speicher in Zukunft aussehen könnte. Durchgerechnet mit allen Nebenkosten inklusive 19% Mehrwertsteuer. Professor Dirk Manzke von der Hochschule Osnabrück (Präsident der Architektenjury zum Ideenwettbewerb, Professur Städtebau und Freiraumplanung) legt schlüssig klar, warum der Speicher das Ortsbild Bad Essens prägt.

17. Oktober 2018: Bürgerforum der Gemeinde Bad Essen. Sehr gut besuchte Veranstaltung. Pro und Kontra für den Speicher. Noch einmal legt die Initiative viele Möglichkeiten dar, den Speicher zu erhalten. Neben mehrerer Investoren, könnte auch eine Bürgergenossenschaft gegründet werden. Zugrunde liegen hier wieder die Entwürfe von Frau Oldenhage. Bauen im Bestand, die Siloröhren erhalten, um die Statik nicht zu gefährden. Ein
überzeugendes Konzept! Die Abrissbefürworter kommen wieder mit derselben Zahlenakrobatik wie schon am 20. Juni die CDU an der Marina (nicht noch einmal, bitte!) Was war für die Bürger neu? -Die ersten Gespräche über die Gestaltung des Speichers liegen nicht 10 Jahre zurück, wie immer behauptet, sondern nur 5 (fünf)! Die Sitzung des Beirats für Baukultur mit externen unabhängigen niedersächsischen Architekten zu Ideenfindung am 23. Mai 2018 hat ergeben, dass alle Architekten unbedingt den Erhalt des Speichers für weitere Ideen zu Grunde legen. Warum wurde dies den Bürgern verschwiegen?

Warum bekommen die Bürger seit dem Ratsbeschluss keine Auskunft auf die so drängenden Fragen:

  • Wie viel Schutt fällt beim Abriss an?
  • Wie viel Emissionen kommen auf die Bürger, Anwohner und unsere Marinabesucher zu?
  • Wie lange wird diese Beeinträchtigung dauern?
  • Wird eine Neubebauung kommen?
  • Wann wird eine Neubebauung kommen?
  • Wie hoch wird die Neubebauung?
  • Wie viel Grundstücksfläche verbraucht die Neubebauung?
  • Wie viel Nutzfläche wird entstehen?
  • Wie weit muss eine Neubebauung Abstand zum Kanal halten?
  • Wie viel Platz bleibt für die Bürger?
  • Wird es eine Mischnutzung?
  • Wird es reine Wohnbebauung?
  • Was kostet das Ganze? (inklusive 19% Mehrwertsteuer).

Wir Bürger wissen nichts. Dürfen wir uns in Zukunft am Kanal aufhalten oder ist „Zutritt verboten. Privat!“?

Wir wissen eines: Bad Essen hat einen tollen Rohbau in Form eines Speichers, den man ab sofort ohne viel Emissionen zu einem Juwel umbauen kann. Man muss es nur wollen! Räume in Bad Essen werden gesucht, Gewerbeflächen, Wohnungen und auch Räume für die Allgemeinheit, genossenschaftlich genutzt, auch und gerade in einem tollen Altbau in Form eines Getreidespeichers. Viele weitere Informationen auch im „Holznagel“, der Zeitschrift der Interessengemeinschaft Bauernhaus (erhältlich in der Wiehenbuchhandlung, online auch unter http://speicher-badessen.de)

Damit wir unsere Marina auch weiterhin in dieser schönen Silhouette geniessen können, stimmen Sie mit mir mit „Ja“ für den Erhalt des Speichers.

Jutta Lange-Lücht, Bad Essen / Im Otkober 2018
Foto: Inge Gregorius


Hinweis der Initative: Leserbriefe, die hier unter der Rubrik „Meinungen“ zu finden sind, sind stets persönliche Meinungsäußerungen des jeweiligen Verfassers, welcher jeweils am Ende des Textes benannt ist.